Cyriakusgemeinde

Evangelisch in Rödelheim

Silke Schrom

Zurückgeschickt ins Leben – Gottesdienst zuhause zu Ostern 2021

Silke Schrom, 4. April 2021
Alle
Gottesdienst
Christ ist erstanden

Melodie: Salzburg 1160/1433, Tegernsee 15. Jh., Wittenberg 1529]

https://www.youtube.com/watch?v=CzSLbNq515k

Christ ist erstanden
von der Marter alle;
des solln wir alle froh sein,
Christ will unser Trost sein.
Kyrieleis.

Wär er nicht erstanden,
so wär die Welt vergangen;
seit dass er erstanden ist,
so lobn wir den Vater Jesu Christ’.
Kyrieleis.

Halleluja,
Halleluja,
Halleluja!
Des solln wir alle froh sein,
Christ will unser Trost sein.
Kyrieleis.

Anfangen

Lasst uns Ostern feiern in diesem Jahr voll Lockdown, Regel-Chaos, Sorgen und umgeschmissenen Plänen. Lasst uns Ostern feiern – jetzt erst recht!

Votum

Im Namen Gottes. Gottes Wort bringt Ordnung, Lebensordnung ins Chaos – so entsteht die Welt.
Im Namen Jesu Christi. Gott ruft Jesus Christus aus dem Tod ins Leben – so gewinnt die Hoffnung neuen Raum.
Im Namen des heiligen Geistes. Gottes Geist ist von Anbeginn der Schöpfung am Werk – so berührt, bewegt und erneuert er unser Leben. Amen.

Ostern feiern, in diesem Jahr! Wie soll das gehen, Gott?

Wie den Frauen am Grab, so geht es uns jetzt, ach Gott. Wir zittern und zagen. Entsetzen ist da. Das Virus macht Angst. Die Einsamkeit auch. Wer wird uns den Stein von unserem Herzen rollen? Diesen großen schweren Stein. Wer wird unsere Hoffnung beleben? Ach Gott, sende uns deinen Engel. Jetzt. Der uns erzählt von der Auferstehung und vom Leben. Der uns sagt: Geht weg von dem Grab eurer Hoffnung. Geht hin ins Leben. Der unser Herz hüpfen lässt vor Freude. Denn: Du hast den Tod besiegt. Jesus lebt. Mit ihm auch wir. Bleibe bei uns, Gott, jetzt und immer. Amen.

Die Verheißung von Leben – österliche Gedanken

Endlich ist es Frühling geworden. Die letzten Tage waren sehr warm. Die Parks und Niddaufer füllen sich mit Menschen, die nach dem langen (Corona-)Winter Sonne und Wärme genießen möchten. Die Welt wird wieder bunt und hell. Den Blüten- und Blattknospen konnte man förmlich zusehen, wie sie sich öffnen. Das Vogelkonzert in den Morgen- und Abendstunden ist kräftig und vielstimmig. Girlitz, Fitis und Rotschwänzchen sind aus ihren Winterquartieren zurückgekehrt. Weitere Zugvögel werden folgen.
Es liegt wieder mehr Freude und Leichtigkeit in der Luft.
Es ist keine Zufall, dass Ostern am Frühlingsanfang gefeiert wird. Die aufblühende, erwachende Natur scheint die Osterbotschaft von der Auferstehung Jesu, von der göttlichen Erneuerung des Lebens auf ihre Weise mitzupredigen.

Und dann so etwas …

Markusevangelium 16, 1-8

1Als der Sabbat vorüber war, kauften Maria aus Magdala, die Maria des Jakobus und Salome duftende Öle, um zum Grab zu gehen und Jesus zu salben. 
2Sehr früh am Sonntag gingen sie zum Grab, als die Sonne gerade aufging. 
3Da sagten sie zueinander: »Wer wird uns den Stein vom Eingang des Grabes wegwälzen?« 
4Doch als sie aufschauten, sahen sie, dass der Stein schon weggewälzt war. Dabei war er sehr groß. 
5Und als sie ins Grab hineingingen, sahen sie auf der rechten Seite eine jünglingshafte Gestalt sitzen, die ein strahlend helles Gewand trug. Da erzitterten sie vor Ehrfurcht. 
6Die Gestalt sagte zu ihnen: »Erschreckt nicht! Ihr sucht Jesus aus Nazaret, den Gekreuzigten. Er ist von den Toten auferweckt worden, er ist nicht hier; seht den Ort, wo sie ihn hingelegt hatten. 
7Nun aber geht hin, sagt seinen Jüngerinnen und Jüngern, auch dem Petrus: Er geht euch nach Galiläa voraus; dort werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt hat.« 
8Und die Frauen gingen hinaus und flohen von dem Grab, denn sie waren außer sich vor Zittern und Ekstase. Und sie sagten niemandem etwas, denn sie fürchteten sich.

Bibel in gerechter Sprache. ©️ Gütersloher Verlagshaus 2006

Kann das ein Osterevangelium sein?

Furcht und Zittern, Sprachlosigkeit und Flucht … das kann doch kein Osterevangelium sein!! Wo bleiben da die Hoffnung und die Freude?
Tatsächlich endet das Markusevangelium in den ältesten Handschriften so. Hals über Kopf fliehen die Frauen vom Grab und erzählen nichts.
Was ist passiert? Es lohnt sich, genauer hinzugucken.

Früh am Morgen sind drei Frauen unterwegs. Maria Magdalena, Salome und Maria aus dem Kreis der Jüngerinnen und Jünger Jesu sind im Schutz der Dunkelheit unterwegs zum Grab. Alleine möchte keine diesen Weg gehen. Gegenseitig geben sie sich Halt und Mut. Sie wollen nicht von den römischen Soldaten gesehen werden. Zu groß ist die Gefahr, das selbe Schicksal zu erleiden, wie Jesus. Die Angst ist ansteckend wie ein Virus. Vor drei Tagen haben sie miterleben müssen, wie Jesus grausam Kreuz hingerichtet worden ist. Mit ihm sind ihre Hoffnungen zerstört, ihr Leben durchkreuzt worden. Sie haben noch lange nicht begriffen, was überhaupt geschehen ist. Es ist noch so schrecklich unwirklich, lähmend wie ein Lockdown. Das Leben findet gerade ohne sie statt.
Wie versteinert sind sie.
Das Grab ist alles, was ihnen jetzt noch bleibt.

Noch einmal wollen sie Jesus nahe sein. Sich liebevoll erinnern. Den gefolterten Leichnam salben, ihm seine Würde zurückgeben, die ihm am Kreuz genommen wurde. Sie kommen als Trauernde, vielleicht sogar traumatisierte Trauernde, die versuchen zu begreifen, was geschehen ist. Was sie suchen, finden sie nicht.

Jetzt ist ihnen sogar das Grab genommen. Der Ort, zu dem sie ihre Trauer und ihre Erinnerungen tragen können.

Was gilt noch? Woran sollen sie sich noch halten?

Das Grab ist leer. Jesus, den sie suchen, ist nicht da. Er ist nicht in der Welt der Gräber, versteinerten Erinnerungen und durchkreuzten Hoffnungen geblieben. In der Welt des Todes und der Gottverlassenheit ist er nicht zu finden.
Gott hat ihn auferweckt, neu ins Leben gerufen – wie sollen sie das nur glauben? Diese Botschaft dringt kaum durch den Nebel ihrer Angst und Trauer. Jesus ist nicht da, wo sie ihn suchen. Wo ist er dann? Wo sollten sie ihn sonst suchen? Mich wundert nicht, dass die Frauen erst mal die Flucht ergreifen.

Ins Leben geschickt, zurück nach Hause

Äußerlich gehen sie mindestens ebenso verängstigt und verwirrt wie sie gekommen sind. Die Sinne vom Nebel der Trauer gedämpft, die Sicht von Tränen verschleiert., die Herzen vor angst verkrampft.
„Und sie gingen hinaus und flohen von dem Grab; denn Zittern und Entsetzen hatte sie ergriffen.“ – übersetzt Martin Luther.
„Und die Frauen gingen hinaus und flohen von dem Grab, denn sie waren außer sich vor Zittern und Ekstase.“- heißt derselbe Vers in der Übersetzung der Bibel in gerechter Sprache.
In dieser Übersetzung schwingt mit, dass die Frauen noch etwas anderes ergriffen hat als maximale Konfusion und Panik. In der Furcht schwingt Ehrfurcht mit, weil sie von etwas Großem, Göttlichen berührt worden sind. Das lässt sie nicht mehr los. Nicht als sie kopflos die Flucht ergreifen und irgendwann dann doch mal bei Petrus und all den anderen Frauen und Männern landen, die mit Jesus gezogen sind. Auch nicht als sie dann doch irgendwann alle mal wieder in Galiläa ankommen. Zuhause. Dort, wo alle sie kennen. Dort, wo sie mit Jesus unterwegs waren und wo sie alles noch an Jesus erinnert. Da, wo sie gar nicht anders können als sich zu erinnern und zu erzählen: Weißt du noch …? Da mischt sie sich wieder ein in ihr Leben, die Liebe und Nähe Gottes, die sie in der Zeit mit Jesus so deutlich erfahren haben. Die vertraute Kraft, die ihnen gut tut. Die sie aufhorchen lässt und ihnen eine neue Sicht aufs Leben gibt. Die Leib und Seele heil werden lässt.
In Galiläa, zu Hause in ihrem Alltag, beginnt die Geschichte ihres Lebens neu. Schritt für Schritt lernen sie dem Leben wieder zu vertrauen, weil sie spüren, dass Gott sie nie verlassen hat.

In diesem Jahr, nach über einem Jahr mit Corona, ist mir das Osterevangelium nach Markus besonders nah. Mit dem Gefühlschaos und konfusen Reaktionen der drei Frauen ist es so ehrlich. Der Weg durch die Trauer ins Leben ist ein weiter und verschlungener Weg. Der Weg ist auch von Rückschlägen begleitet, wenn eine unvermittelt das Vergangene einholt. Da legt niemand einfach einen Schalter um und alles ist wieder gut. Ostern macht eher sprachlos als vollmundig. Es übersteigt das rationale Verstehen.
Österliche Hoffnung lässt uns nicht los. Sie geht mit. Ihre Saat geht ganz verborgen zuerst im Herzen auf, gewinnt an Kraft. Der Griff der Sorge, Angst und Trauer ist nicht mehr so hart und neben der Anspannung gibt es Momente der Leichtigkeit. Zwischen allen Regeln und Zwängen tun sich Möglichkeiten und Spielräume auf.
Ganz große österliche Hoffnung lebt in Freiheits- und Demokratiebewegungen in Belarus und Myanmar, wo Menschen sich mutig Gewalt und Panzern entgegenstellen.
Christus ist auferstanden! – Er ist wahrhaftig auferstanden!

Stimme, die Stein zerbricht

https://www.youtube.com/watch?v=uYx3z4w7EC0

1Stimme, die Stein zerbricht, kommt mir im Finstern nah,
jemand, der leise spricht: Hab keine Angst, ich bin da.

2Sprach schon vor Nacht und Tag, vor meinem Nein und Ja,
Stimme, die alles trägt: Hab keine Angst, ich bin da.

3Bringt mir, wo ich auch sei, Botschaft des Neubeginns,
nimmt mir die Furcht, macht frei, Stimme, die dein ist: Ich bin‘s!

4Wird es dann wieder leer, teilen die Leere wir.
Seh dich nicht, hör nichts mehr – und bin nicht bang: Du bist hier.

Vater unser im Himmel

geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen

Geht hin mit Maria – Der Morgen erwacht.
Gottes Segen leuchte dir wie das Licht am Ostermorgen.
Gottes Liebe rühre dich an.
Gottes Freude stecke dich an.
Gottes Friede erfülle dich.
Christus ist auferstanden.
In diesem Glauben segne dich Gott. Amen.

Osteraltar