Cyriakusgemeinde

Evangelisch in Rödelheim

Für den Frieden eintreten

4. März 2022
Erwachsene
Friede

Nicht wegschauen!

Gedanken und Anregungen zur aktuellen Lage in der Ukraine von Pfrin. Silke Schrom und Pfr. Till Schümmer.

Die Nachrichten vom Krieg gehen wahrscheinlich niemanden in diesen Tagen aus dem Kopf.
Es ist Krieg, nicht weit weg, sondern in Europa.
Es ist Krieg, nicht zwischen zwei grundverschiedenen Kulturen oder Ländern, sondern inmitten zweier Länder, die wie Geschwister zueinander gehören.
Es ist Krieg in zwei Ländern, die auch im Glauben die gleichen Wurzeln haben.
Es ist Krieg zwischen Geschwistern, so wie damals, als Kain den Stein gegen Abel in die Hand nahm.
Es ist Krieg und es sterben Menschen, so wie damals Abel starb, als Kain ihn erschlug.

Der Krieg spaltet auch die Kirchen. „Brudermord aus Neid“ titelt die FAZ am 25. Februar. Der russisch-orthodoxe Patriarch Kirill zeige zum einen Mitgefühl mit allen, die unter dem Krieg zu leiden haben, sehe im Kriegsdienst jedoch einen Akt von „Nächstenliebe nach dem Evangelium“. Onufrij, der Metropolit von Kiew und der Ukraine wird im gleichen Artikel mit einem Aufruf zitiert, dass der Krieg „weder vor Gott noch vor den Menschen zu rechtfertigen“ sei.

Es ist Krieg und wir sehen die Zerbrechlichkeit des Friedens zwischen Geschwistern.
Es ist Krieg und ich spüre die Angst vor Zeiten, wie bei Kain und Abel.

Dabei bleiben die Menschen in Russland und in der Ukraine Geschwister. Unzählige Menschen wie du und ich wollen diesen Krieg nicht. Ihnen gehört unsere Solidarität und unsere Fürbitte.

Aus dem Glauben heraus zum Frieden bekennen

Es ist eine Grundüberzeugung in unserem Glauben, dass Krieg nicht zu einer Welt passt, die Gott geschaffen hat. Krieg ist nicht Gottes Wille. Kann man das so plakativ sagen? Ist nicht die Bibel voll von Berichten über Kriege und einem Gott, der in diesen Kriegen auch Partei ergreift? Das Verhältnis von Gott, Krieg und Gewalt ist in der Bibel sehr komplex. Und bei all dem müssen wir immer mitbedenken, dass da aus der Sicht der Kleinen und Machtlosen gesprochen wird. Das kleine Volk Israel sucht – zum Teil als Spielball zwischen den Großmächten seiner Zeit in wechselnden problematischen Bündnissen ¬– seinen Platz in der Welt. Mit diesem kleinen Volk hat Gott einen Bund geschlossen.

All das ist aber ein Prozess, der eine klare Richtung hat: Eine Zeit, in der die Menschen aus allen Himmelsrichtungen zusammenkommen. Das wird eine Zeit sein, in der niemand mehr gegen andere Menschen zu den Waffen ruft. Es ist eine Zeit, in der niemand mehr zum Stein greift, um die Schwester oder den Bruder zu erschlagen.

Der Weg Gottes mit den Menschen hat eine klare Richtung: Frieden und Shalom. Das sahen die Propheten Israels und das sahen die Jüngerinnen und Jünger Jesu. Das dürfen wir als Christinnen und Christen in Deutschland, in der Ukraine und in Russland nicht aus den Augen verlieren.

Dieser Frieden träumt von Gerechtigkeit für alle Menschen. Er träumt von Beziehung statt Abgrenzung. Er träumt von Heilung statt Verletzung.

Ich glaube, dass Gott an der Seite der Leidenden steht. Ich glaube an Gott, der mit den Schwachen gelitten hat. Ich glaube an Gott, der in der Spirale der Gewalt nicht mehr mitmacht. Ich glaube an Christus, der nicht mit der Logik der irdischen Macht und der Gewalt durchs Leben ging.

Christus führte dieser Weg in eine Zeit, die wir Passionszeit nennen. Im Kirchenjahr beginnt sie heute. Es ist eine Zeit der Anfechtung und der Verspottung, eine Zeit des Leidens und der Ungerechtigkeit. Sie führt hin zu Karfreitag und doch bleibt sie dort nicht stehen. Ohne den Blick auf Ostern ist die Passionszeit ein hoffnungsloser Fall.

Es gibt Ostern und es gibt die Auferstehung. Das Leben kann neu beginnen – trotz allem Leid, was damals war und immer noch ist.
Christus hat damals den Tod besiegt und einen Frieden gebracht, der die Welt verwandelt. Christinnen und Christen haben diesen Frieden nicht selten mit Füßen getreten.

Dazu muss ich mich am heutigen Aschermittwoch auch bekennen.

Frieden, der von einer Gerechtigkeit Gottes getragen ist, ist oft so weit entfernt von dem, was unseren Alltag bestimmt. Statt Frieden zählt dann die eigene Stärke, der eigene Besitz und die eigene Zukunftssicherung. Der Frieden Christi erinnert daran, dass ich mich nicht an diese vermeintlichen Sicherheiten klammern muss.

Ich will an den Frieden Gottes glauben – gerade in Zeiten des Krieges.
Ich will für den Frieden Gottes beten – gerade in Zeiten des Krieges.
Ich will mich zum Frieden Gottes bekennen – ganz besonders heute am Scharmittwoch.

Für den Frieden beten

Wir können gemeinsam für den Frieden beten.
Es ist nicht die Zeit, im stillen Kämmerchen zu beten.
Betet für den Frieden und tut dies auf den Plätzen und Straßen.
Lasst ein Licht der Hoffnung leuchten und stellt es nicht unter einen Scheffel.

Wir beteiligen uns am Freitag, dem 04. März um 19:30 am Friedensgebet der katholischen Gemeinde St. Marien und der ukrainischen orthodoxen Gemeinde. Es findet statt in St. Anna, Am Hohen Weg 19, 60488 Frankfurt-Hausen. Sie sind dazu herzlich eingeladen.

Bild-Friedenstaube

Sie können dem Gebet auch sichtbar Ausdruck verleihen, indem Sie ein Friedensbild in Ihr Fenster hängen. Dazu können Sie das beiliegende PDF selbst ausdrucken (nur registrierte Mitglieder der App sehen dieses unter dem Beitrag) oder Ausdrucke im Gemeindebüro abholen (bitte vorher kurz melden, um sicherzustellen, dass jemand vor Ort ist). Beten und Nein zum Krieg sagen. Das macht Hoffnung auch denen, die in diesen Tagen unter dem Krieg leiden und die sich nach Frieden sehnen.

Für die Menschen handeln

Viele fragen, was wir neben dem Gebet tun können.

Manche fordern Waffen, manche ein aktives Eingreifen in den Krieg.

Die Ratsvorsitzende hat bei der Friedensdemo am vergangenen Sonntag hierzu kluge Worte gefunden:

Ratsvorsitzenden Annette Kurschus

„Wir verweigern uns der Verführung zum Hass. Wir verweigern uns der Spirale der Gewalt. Wir werden der kriegslüsternen Herrscherclique in Russland nicht das Geschenk machen, ihr Volk zu hassen. Wir werden das Spiel der Verfeindung nicht mitspielen. Wo Kriege geführt werden, da kommt es auf Waffen an. Wo der Frieden werden soll, da kommt es auf uns an.

Es kommt auf uns an, den leidenden Menschen in der Ukraine, den verängstigten Menschen in unseren Nachbarländern, unsere Solidarität zu zeigen, keine billige, sondern eine, die uns etwas kostet. Es kommt auf uns an, den Menschen in Russland, die sich gegen den Krieg stellen, unsere Achtung zu bezeugen. Es kommt auf uns an, den Menschen, die flüchten, zu helfen und ihnen Wege zu öffnen, damit sie ihr Leben retten können.“

Hier einige Tipps, wie Sie konkret helfen können

Das Diakonische Werk hat uns am 4. März mit neuen Hilfsinformationen versorgt:

Angebote für Wohnraum in Frankfurt und Umgebung werden zentral vom Evangelischen Verein für Wohnraumhilfe gesammelt unter der E-Mailadresse wohnraum@frankfurt-hilft.de. Mitarbeiter:innen des Evangelischen Vereins für Wohnraumhilfe lesen Ihre E-Mail und klären alles Weitere. Gesucht sind möblierte Zimmer, möblierte Wohnungen oder möblierte Häuser, die Sie mindestens zwei bis drei Wochen, idealerweise für 90 Tage zur Verfügung stellen können.

Angebote für ehrenamtliches Engagement sammelt die Stadt Frankfurt am Main zentral auf der Plattform [www.frankfurt-hilft.de]. Bitte lassen Sie sich dafür unter der E-Mailadresse an ukraine@frankfurt-hilft.de registrieren. Sie werden dann bei Bedarf kontaktiert.

Wenn Sie in Frankfurt am Main Wohnraum für Geflüchtete aus der Ukraine suchen, wenden Sie sich bitte an den besonderen Dienst D4 des Sozialamtes, E-Mail: info.51D4@stadt-frankfurt.de; Hotline. 069-21270009. Weitere Informationen für ukrainische Geflüchtete, ihre Angehörigen und Freund:innen in Frankfurt am Main gibt es beim städtischen Jugend- und Sozialamt unter der Hotline 069-21248444. Sie ist montags bis freitags von 8-18 Uhr besetzt, außerhalb der Sprechzeiten läuft eine Bandansage mit Informationen.

Bitte richten Sie Ihr freundliches Angebot, bei Übersetzungen zu helfen an das Frankfurter Amt für multikulturelle Angelegenheiten telefonisch unter 069-21244270.

Am Freitag, 4. März von 15-20 Uhr, am Samstag 5. März von 15-20 Uhr und am Sonntag, 6. März von 11-15 Uhr werden auf dem Parkplatz der St. Peter Kirche/Polnische Mission in der Berlin Straße 274, 63067 Offenbach Sachspenden für die Ukraine gesammelt.
Gesucht werden: Hygieneartikel für Frauen, Windeln für Babys und Kleinkinder, Rucksäcke, Schlafsäcke, Decken, Kindernahrung, haltbare Lebensmittel, Verbandsmaterial, Fieber- und Husten-Medikamente für Kinder.

Die Diakonie-Katastrophenhilfe hilft über ihre Partnerorganisation Hungarian Interchurch Aid (HiA) Geflüchteten in der Ukraine. Sie können die Arbeit durch eine Spende unterstützen. Besuchen Sie für weitere Informationen dazu die Webseite der Diakonie Katastrophenhilfe.